Dienstag, 28. März 2017

Sonntags in Broome

Um 12 zockelt der Phoenix- Abzocke - Shuttlebus mit den erlaubten 10km/h über die Brücke und macht sich mit erlebnishungrigen Kreuzfahrern auf den Weg nach Broome.

Links und rechts der Straße rote Erde, verbranntes Land, Busch und große Industriezonen. Öl und Gas sind auch hier allgegenwärtig.
Die Anlagen sind weitläufig. Genug Platz ist ja vorhanden. Da am Straßenrand schon der Busch wächst, sind die Einblicke nur minimal. 
Vor herumhopsenden Kängurus wird auf Verkehrsschildern gewarnt. Vor Schulkindern ebenfalls. Ich sehe weder die einen noch die anderen.
Broome hat 6500 Einwohner und wurde 1883 in der Roebuck Bay gegründet. Dort hatte man die Pindata Maxima entdeckt, eine Meeresmuschel, die mehr als 6 kg wiegen kann. Sie ist die größte der 6 Arten von Perlmuscheln, die für die Perlenzucht genutzt werden.

Die Wohngebiete sind gruppenweise angelegt, alles ist mit Wellblech gedeckt, auch große, schöne Häuser sind darunter.
Pickups stehen in den Einfahrten. Manche Wohnanlagen umgeben sich mit einem Sicherheitszaun.
Einen Golfplatz gibt es selbstverständlich auch, ganz in der Nähe vom großen historischen, chinesisch- japanischen Friedhof.

Wir werden in der Chinatown von Broome abgesetzt. Das ist wohl das angesagte Highlight für die Touristen.

Als erstes fallen die vielen Aborigines auf, die träge unter Bäumen sitzen, überwiegend mit, teils aber auch ohne Rausch. Einige laufen ständig umher, selten macht einer Musik oder bietet ein Bild zum Kauf an. Ein Grüppchen von Frauen fällt durch lautes palaverndes Geschrei auf.


Alle wirken entwurzelt, und es ist unglaublich, auf was für dünnen Beinchen sie sich fortbewegen. Auch der Rest der Körper wirkt sehr zerbrechlich.


In der Nähe gibt es ein Reservat, wo die Regierung ihnen auch Häuser hingestellt hat. Sie benutzen diese aber fast nie und wohnen lieber in Gruppen unter Bäumen in der Nähe, heißt es.
Mittlerweile sollen aber leichte Fortschritte in den Bemühungen zu verzeichnen sein, sie gesellschaftlich und bildungsmässig besser zu integrieren.

Da mich die feuchte Schwüle von deutlich über 30 Grad fast erschlägt, flüchte ich in den einzigen Supermarkt.
Er ist riesig und eisgekühlt. Dass man hier auch Säuglinge, die kaum das Licht der Welt erblickt haben, fast nackt durch den Laden trägt, lässt mich nachdenklich werden.
Alle Lebensmittel erscheinen mir deutlich teurer zu sein als bei uns, besonders Obst und Gemüse kosten bestimmt das 3-4fache. Lediglich Fleisch scheint günstiger zu sein. Die Grillsaison fällt sicher nicht aus.


Sonntags ist normalerweise hier fast alles geschlossen. Extra wegen des Schiffes haben sie einen kleinen Markt aufgebaut, wo man sich mit Souvenirs und Perlen eindecken kann.

Broome gilt als historisches Zentrum der Perlenindustrie. Und auch heute dreht sich alles wesentliche um die Perlen und die Perlmutt- Industrie.

Chinesische Händler und japanische Perlentaucher und indonesische Fischer sind vor gut 100 Jahren eingewandert und haben hier ihr Glück gemacht, oder ihr Leben beim Perlentauchen verloren. Das große Geld haben australische Perlenbarone gemacht sowohl mit den Perlen, als auch den Schalen, aus denen die Perlmuttknöpfe entstanden. 
Den Pionieren hat man Denkmäler gesetzt.


Die Plastikknöpfe führten zum Niedergang dieses Industriezweiges.

Streeter's Jetty stellt die Überreste der langen Pier am alten Hafen nach.


Hier ist Mangrovengebiet, auf der anderen Seite der Landzunge reihen sich Strände an Strände.
Bei Flut soll es aussehen wie oben gezeigt. Jetzt haben wir Ebbe.



Bei Flut sind die kleinen roten Krebse, die jetzt emsig umher rennen, wieder verschwunden, genau wie das interessante Wurzelwerk.



Ein kleiner Reiher spaziert zwischen den Wurzeln herum und sucht sich die besten Happen heraus. Die roten Krabben rennen so schnell sie können um ihr Leben.


Aus der Pionierzeit sind auch ein paar Gebäude übrig, die aber nicht weiter auffallen, weil die neuen auch nicht viel anders aussehen. Nur auf Hochglanzprospekten bekommt man einen anderen Eindruck.





Ganz interessant ist das älteste noch bespielte Freiluftkino der Welt, das "Sun Pictures" von 1916.


Im schattigen Innenhof blühen die Frangipanibäume üppig vor sich hin.


Historische Filmvorführgeräte stehen zur Besichtigung herum. 


Die alten chinesischen Rikschas waren sehr fortschrittlich. Sie haben sogar einen weißroten Blinker aus Holz.


Einige wenige Perlengeschäfte haben geöffnet, und ich falle bei den Preisen fast auf den Rücken.


Über 6000.-€ kostet diese zugegebenermaßen schöne Kette!


Ich erhole mich im Dragonfly Café erst einmal bei einem guten Cappuccino, genieße das schnelle Wifi und erfriere dabei fast wegen der auf eiskalt gestellten Klimaanlage.
Das ist ein echtes Dilemma. Draußen kommt man sich vor wie in einem Dampfbackofen. Drinnen möchte man um eine Decke bitten.

Am Ende des winzigen Ortsteiles liegt die Post, und danach kommt gleich wieder Busch. Zu meiner Überraschung fängt es an, leicht zu regnen.


Auf dem Parkplatz stehen zwei Frangipanibäume. Einer in prächtigster Blüte, daneben einer, der seine dürren Ästchen blütenlos in den Himmel reckt. Die halten wohl nichts von festen Zeiten und Koordination.



Der Flughafen liegt fussläufig zur Post. Kleine Maschinen machen wenig Lärm. Wenn eine große aber ein paar Meter über deinem Kopf donnert, ist das schon spannender.


Mittlerweile haben fast alle Läden und Lokale geschlossen. Auch der Markt ist abgeräumt. Ein neue Shuttlebusladung vom Schiff ist gerade eingetroffen. 
Von weitem höre ich die Leute schon laut schimpfen. Sie haben nicht geahnt, dass die Bürgersteige bereits um 14.00 hochgeklappt werden und sind enttäuscht, wegen der nicht zum ersten Mal fehlenden Infos. Die vagen Andeutungen wegen des Sonntags haben sie nicht ernst genommen.
Sie wollten nach ihren Ausflügen zu Krokodilfarmen oder Kamelreiten noch die Stadt unsicher machen, und nun wirkt hier alles wie ausgestorben.

Es droht eine Revolte, zumal uns nun auch definitiv von einem australischen Fernsehteam bestätigt wurde, dass die Shuttlebusse immer kostenlos sind, weil dies staatlich gesponsert würde. 
Aber Phoenix scheint zu glauben, dass die Leute blöde sind und abgezockt gehören. Ob man so gute Werbung für sich macht, ist fraglich. Die Konkurrenz ist groß. Und selbst von den eingefleischten Phoenixanhängern ist viel Kritik zu hören.

Mir reicht Broome jetzt auch. Ich nehme den nächsten Bus zum Hafen und lasse mich vor der Brücke absetzen. 
Das ist erlaubt.
Ich habe noch etwas vor.

1 Kommentar:

  1. Hallo Uta,

    ich vermisse Bilder von den hochgeklappten Bürgersteigen!!
    Auf Bali wird es bestimmt interessanter sein.
    Hier ist inzwischen der Frühling ausgebrochen.
    Vorhin saß ich zum wiederholten Mal in einem der Straßencafés in Linden in der Sonne und genoss meinen Latte Macchiato.
    Weiterhin guten Reiseverlauf.

    Viele Grüße

    Klaus

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