Sonntag, 19. März 2017

Kangaroo Island

Erst gegen halb 10 verlasse ich das Schiff. Die Sorge, das Tenderboot würde mich furchtbar durchschütteln, war überflüssig. Mittlerweile wissen sie, wie sie den schlimmsten Wellen ausweichen können.
Unentschlossen schaue ich mich an der Pier um. 
Da werden Ausflüge angeboten, ein bisschen ähnlich wie die vom Schiff. Aber hier profitieren Einheimische, und es gibt kleine Gruppen. Kurz entschlossen gehe ich mit auf Tour, statt wie eigentlich auf meinem Plan, nur zu laufen.
Seal Bay, also die Seelöwenbucht ist das Hauptziel der Tour.
12 Leute im kleinen Bus, ausreichend Platz und ich in der 2. Reihe. Besser geht es nicht.
Wir werden 5 Stunden unterwegs sein und ungefähr 200 km zurück legen.
Los geht's.
Der Fahrer ist ein temperamentvoller Mann mit dröhnender Stimme. Er versorgt uns während der gesamten Fahrt über sein Mikrofon pausenlos mit Infos und lacht dauernd über seine eigenen Witze. Dabei gestikuliert er wild herum. Manchmal mag man nicht nach vorne schauen. Nicht hinhören geht nicht.
Währenddessen donnert er mit 100 km/h über die asphaltierte Straßen. Die staubigen  Schotterpisten nimmt er mit 70.

Wir fahren durch wunderschöne Alleen mit hohen Eukalyptusbäumen.


Sie sind eher buschig und doch in die Höhe gewachsen und bilden ein dichtes Dach mit ihren Kronen. Das  Blätterdach lässt mich an eine Mooshügellandschaft denken.
Die Bäume mit einem geraden hohen Stamm brauchen mehr Wasser als die buschigen, und hier ist es sehr trocken.
Es gibt insgesamt 750 Eukalyptussorten. Auf Kangaroo Island wachsen alleine 40-50 davon.
In der Mittagshitze glitzern die Blätter silbrig. So kann ich mir gut vorstellen, dass in der größten Sommerhitze es tatsächlich zu Ausdünstungen des Öls kommt. In den Blauen Bergen hingegen fehlte mir das Vorstellungsvermögen.

Links und rechts biegen Straßen ab, die zu wunderschönen Stränden und kleinen Inseln führen. Die nächstgrößere Stadt zu Penneshaw, wo wir ankern, ist "American River". Dorthin führt auch eine Straße.
Penneshaw hat 400 Einwohner, in American River sind es gerade einmal 250 Menschen.

Auf einmal tauchen viele Grasbäume auf, die nur 1 cm im Jahr wachsen und 200 bis 300 Jahre alt werden können.

Dieses Exemplar sei mindestens 100 Jahre alt.


Sie blühen alle paar Jahre in unregelmäßigen Abständen. An dem jetzt vertrocknendem Stengel befinden sich dann viele kleine gelbe Blüten.


Die Straßen fordern leider auch ihre Opfer. Weder Kleintiere, noch Kängurus akzeptieren Verhehrsregeln. 2 Kängurus hat es auf unserer Strecke heute erwischt und viele Kleintiere. Wir haben uns daran zum Glück nicht beteiligt.
Wilde Kängurus suchen unter den Bäumen Schatten oder rasten in der Sonne. Für uns interessieren sie sich weniger.



Die riesigen Grasflächen wirken total vertrocknet, sodass ich mich frage, wie die Rinder- und Schafherden satt werden, die uns später begegnen.
Selbst eine kleine Herde Alpakas steht auf der Weide.

Die Rinder gehören zu einer speziell gezüchteten Sorte, die die sengende Hitze erträgt. Unsere Schwarzbunte würde eingehen.


Auffallend sind die vielen Termitenhügel. Sie sind extra geschützt, da sie als Brutstätte für 2 Kolibriarten gelten. Wegen der dort herrschenden gleichbleibenden Temperaturen bauen die Vögel einfach ein Nest in den Hügel. Die Termiten scheint dies nicht sonderlich zu stören. Sobald die Vögel weg sind, reparieren sie ihren Hügel innerhalb von 2 Wochen.
Wir erreichen Seal Bay.
Dort geht es auf Stegen bergab zum Strand, wo sich Seelöwen tummeln.
Es bleibt genug Zeit, die Tiere der Seelöwenkolonie zu beobachten. Sie umfasst etwa 750 Tiere, wovon ständig etwa 250 an Land seien. Der Rest ist auf Futtersuche. 
Die Jungen, die hier in der Sonne liegen oder herumbalgen sind 5-9 Monate alt.
Der Abstand zu den Tieren ist groß. Man darf den Steg nicht verlassen, um sie nicht zu stören.



Ganz oben gibt es noch einen tollen Ausblick über die Bucht.


Die Vegetation besteht aus dem, was man hier "Bush" nennt, und das ist von Wind und Wetter entsprechend in Form gebracht. Untergrund sind Sand und Felsen, die ganze Insel ist hügelig.


Jetzt steht die Eukalyptusfarm auf dem Programm. Eine weitere halbe Stunde im Bus und schon sehen wir einen Film über das Destillieren des Öls. Der Rest ist eher eine Verkaufsshow unter Zeitdruck.
Sie stellen auch Emu- Öl und Teebaumöl her.
Seit 1938 produzieren sie als Familienbetrieb. Das Eukalyptusöl soll man praktisch für alles gebrauchen können, für Haushalt, Körper und Werkstatt. Also sowas ähnliches wie Klosterfrau Melissengeist, das hilft ja auch gegen Kopf, Herz und Magen...
Anders das Emu- Öl, welches seit tausenden von Jahren von den Aborigines benutzt würde. Es soll gut für gesunde und kranke Haut sein und bei Arthritis sowie Muskelschmerzen helfen.
Übrigens ist das Emu der größte australische flugunfähige Vogel, der bis zu 48 km/h rennen kann.
Genauso wird das Teebaumöl bereits seit Urzeiten von den Aborigines gegen verschiedene Hautleiden und Wunden benutzt.


Vor dem Haus steht dekorativ ein verrosteter Oldtimer neben einem hübschen Grasbaum.


Nach einer kurzen Staubpiste erreichen wir die Honeyfarm.
1881 wurde aus Italien eine Ligurische Biene eingeführt. Mittlerweile liefern diese reinrassig erhaltenen fleißigen Tiere guten Honig von den Blüten der Insel. Durch die Abgeschiedenheit der Insel mit fehlender Luftverschmutzung sind die Tiere frei von Krankheiten. Bereits 1885 wurde Kabgaroo Island zum ersten Bienenschutzgebiet der Welt erklärt.



Natürlich gibt es reichlich Honig zu kaufen und einen Glaskasten, in dem man die Bienen beobachten kann.
Ein Honigeis wird auch angepriesen. Für mich hatte es nichts als einen süßlichen Geschmack. Die Proben der 3 verschiedenen Honigsorten lecker.

Mit so viel Erlebnissen vollgepackt geht es nach Penneshaw zurück.


Dort habe ich noch reichlich Zeit, um gemütlich einen Kaffee zu trinken, das Wifi auszunutzen und eine Runde in der Abendsonne zu drehen.



Nun folgen 2 Seetage, bis wir Albany erreichen.





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